Kletterblatt 2010 - page 34

kletterblatt 2010
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Olav Johswich
INterview
veranschlagten Umsatzzahlen unseres Geschäfts-
planes deutlich übertroffen, während der Berater
diese Zahlen deutlich nach unten korrigierenwollte.
Gab es anderweitige Unterstützung oder eine
Grundlage, auf der Ihr aufbauen konntet?
Der Markt bot in unseren Startjahren gute Möglich-
keiten. Die Seilklettertechnikwar noch einAlleinstel-
lungsmerkmal, einNischenprodukt. Heutemussman
da schonmehr bieten, umaus derMasse der SKT-An-
bieter herauszustechen.
Undwir hatten das Glück, als Ausbilderteamfür die
Münchner Baumkletterschule arbeiten zu können.
Dies garantierte uns die ersten Einsätze. Zudem er-
wies sich die Zusammenarbeit auch als Netzwerkzu-
gang. Der Kontakt mit den Schulleitern und den
Mitausbildernwar von unschätzbaremWert. Sowohl
geschäftlichwie auchmenschlich einVolltreffer, viele
Freundschaftensinddaraushervorgegangenundman
hat bundesweit Verbündete mit weiteren Kontakten.
So kam es auch, dass wir uns im Süden der Republik
als Subunternehmer verdingt haben und uns dort
auch einenNamen gemacht haben. In den ersten Jah-
ren sind wir wochenweise im Süden gewesen und
haben den fruchtbaren Boden beackert.
Und die Norddeutsche Tiefebene bot keine Anreize
zumArbeiten?
Doch, aber das haben wir langsam aufgebaut. Rück-
wirkend bin ich froh, dasswir beide Schienen parallel
entwickelt haben, denn wie schon erwähnt, reicht es
heute nicht mehr aus, sich irgendwo als Kletterer an-
zubieten. Dafür sind zu viele Anwender mit SKT-
Schein unterwegs. Manchmal kann man auch Zei-
tungsanzeigen lesen, wo jemand Baumfällung gegen
Mitnahme des Holzes anbietet. In alpiner Kletter-
technik! Naja, als Fachmann weiß man ja, was man
davon zu halten hat, aber der Privatkunde denkt, oh
wie schön, der ist doch günstig.
Glücklicherweise konnten wir in Bremen und im
Bremer Umland diverse Kommunalbetriebe von un-
serer Leistungsfähigkeit überzeugen. Damit war die
Zukunft abgesichert und unserWachstumangescho-
ben. Die ersten Investitionen ließen dann auch nicht
sehr lange auf sichwarten. Unsere erste Betriebsstät-
tewar eine kleineGarage, die ziemlich schnell zuklein
war und durch eine Scheune ersetzt wurde.
2004 siedelten wir dann in eine Halle in Achim, di-
rekt amBremer Kreuz über, dawir an demvorherigen
Standort aus allen Nähten platzten. Inzwischen gab
es diverse Firmenfahrzeuge, Häcksler und Radlader
und vor allem einen stetig wachsenden Mitarbeiter-
stamm. Hierfür bot uns die Halle adäquaten Platz.
Zudemhattenwir hier eine verkehrsgünstige Anbin-
dung über die A1 und die A27 in alle Himmelsrich-
tungen.
Und nutzt ihr diese Anbindung in alle Richtungen
auch, oder ist das nur eine gedankliche Option?
Unser Motto Baumpflege im Norden entspricht un-
serem Einzugsgebiet. In aller Regel arbeiten wir im
Bremer Raum bis hoch an die friesische Küste, in
Hamburg und Umgebung sowie im RaumHannover.
Die Autobahnanbindung ist also tatsächlich von Vor-
teil. In einigen Ausnahmen fahren wir auch wesent-
lich weiter: Eines unserer Herausstellungsmerkmale
ist die bundesweite Montage von Erdankersystemen
zur Großbaumverankerung. Neben dem Büro in Bre-
men und der Betriebsstätte in Achim haben wir auch
einen Stützpunkt in Hamburg aufgebaut, da wir dort
inzwischen ganzjährig für drei Bezirksämter tätig
sind und dort auch Privatkunden betreuen.
Das klingt nach ziemlich viel Organisation von Ar-
beit. Hast Du Dir das so vorstellen können?
In Kurzform denke ich manchmal so was wie: vom
Baumkletterer zum Unternehmer, oder so. Anfangs
habe ich von der Akquise über die Ausführung bis zur
Abrechnung alles mit Mathias zusammen selber ge-
macht, kannte alle Baustellen und alle Kunden per-
sönlich. Sehr wertvoll, wenn man so kurze innerbe-
trieblicheWege hat, aberman ist in seiner Auslastung
sehr eng begrenzt. Jeder ‚Einzelkämpfer’ weiß das. Ich
wollte aberweiter.MeinAntriebwar derGedanke, von
dem Job auch noch leben zu können, wenn ich selber
nicht mehr klettern kann. Also versucht man den
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