Kletterblatt 2010 - page 98

kletterblatt 2010
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Ausland
Report
ImFebruar auf KorsikaKastanienhaine
pflegen: Super!Dasbedeutet zwarArbeit,
aber auch Sonne, Spaß und Urlaub! Zu-
mindestwar es das inderVergangenheit
immer! Deshalb packte ich statt Snow-
board lieberBadehoseundFlipFlopsein.
Unsere Anreise verlief ohne besondere
Vorkommnisse. Silvareccio ist ein kleines
Bergdorf mit 80 Einwohnern im Winter
und 132 im Sommer. Wir richteten uns in
derWohnung ein, außerMoritz, der sich ein
ruhigesPlätzchen für seineSchneckenhaus
genannte Schlafstelle, ein Aufbau auf sei-
nemAuto, suchte. Das war, wie sich zeigen
wird, keine gute Idee. Nach dem Abendes-
sen musste ich noch meine restlichen Sa-
chen aus dem Auto holen und entdeckte in
der Luft die ersten Schneeflocken. „Kein
Grund zur Sorge“, sagte ich mir und diese
paar Flöckchen werden unserer guten
Stimmung keinenAbbruch tun. Doch schon
fünf Stunden später sah es ganz anders aus,
da lagenbereits20cmSchnee. UndamMor-
gen konntenwirweiter schlafen: wirwaren
komplett eingeschneit. Innerhalb von 24
Stunden sind dann fast 70 cmSchnee gefal-
len, und das auf Korsika. Ein Jahrhundert-
ereignis. Und für uns ein freier Tag.
Luggi reiste noch am gleichen Tag ab, da
seine Lichtmaschine denGeist aufgegeben
hatte. Erwar der letzte, der für die nächsten
Tage dasDorf verlassenkonnte. Es schneite
immer weiter. Und auch am zweiten Tag
war kein Land in Sicht. Da wir nichts Bes-
seres zu tun hatten, habenwir dennoch am
zweiten Tag die Ausrüstung gepackt und
sindheldenhaft und voller Elan inRichtung
Berggipfel aufgebrochen, dorthin wo die
Kastanienhaine sein sollten. Doch unsere
Begeisterung war nach den ersten Schrit-
ten imnassenTiefschnee schnell verflogen
und es dauerte zwei lange anstrengende
Stunden, bis wir völlig durchnässt, ver-
schwitzt und verfroren bei den Kastanien
ankamen. In zwei Tagen habenwir immer-
hin 13Bäume geschafft. Dasmachte keinen
Sinnund so beschlossenwir, dieAktion ab-
zubrechen und abzureisen. Doch das ging
auch nicht. Wir mussten erst einmal war-
ten, bis nach Tagen endlich die Straßen ins
Tal freigeräumt waren. Die Korsen blieben
cool und uns war auch kalt!
Bis es zur Abreise ging. Denn da mussten
wir erst einmal, mit Hilfe der Dorfbewoh-
ner, die Schnecke von Moritz ausgraben.
Stundenlanges Schaufeln! Und als das vor-
bei war, vermisste Martin seinen Auto-
schlüssel. Zwei Stunden suchten wir ver-
zweifelt, aber schließlich mussten wir auf-
brechen, die Fähre würde nämlich nicht
warten. Martin und Dominik blieben zu-
rück; irgendwann nach der Schneeschmel-
zemüsste der Schlüssel ja auftauchen.
Der tauchte dann irgendwann auf der
Rückfahrt auf: Nämlich zwischen meinen
Motorsägen. Mann, haben die Jungs sich
gefreut, als ich ihnen das per Handy mit-
teilte. Glück für sie, dass der Expressdienst
auchnachSilvareccio ruck zuck geht, wenn
es nicht wieder eingeschneit wurde.
Niemand kann behaupten, dass Baum-
pflege langweilig ist. Am Ende kann man
sagen: sch(n)ee war‘s!
auf Korsika
Kastanienhain
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