Kletterblatt 2009 - page 10

kletterblatt
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Thema
Die Sicherungs-
schlinge
Im Kletterblatt 2008 haben wir einen Artikel zur Sicherungs-
schlinge veröffentlicht. Nils Kabelmann hat zur dort beschrie-
benen Gummifixierung eine Kritik angemerkt, die wir, zusammen
mit der Antwort des Autors, Dirk Lingens, hier veröffentlichen.
Den kompletten Artikel „Die Sicherungsschlinge“ finden Sie unter
Eine Anmerkung
Lieber Dirk Lingens,
ich lese mit Begeisterung Deine Artikel,
z.B. im Kletterblatt. Die sind ja geballtes
Wissen. Im Artikel „Sicherungsschlinge“
empfiehlst Du allerdings ein Detail, wel-
ches mich beunruhigt.
Es geht um die Beschreibung der Gummi-
fixierung der Schlinge am Karabiner.
Durch so eine Gummifixierung sind im
Bergsport schon mehrere schwere Unfälle
passiert. Die Gefahr ist, dass sich beim Öff-
nen / Ein- oder Ausklinken des Karabiners
ein Strang der Schlinge (im Bergsport der
vergleichbaren Standschlinge) durch die
Öffnung mogelt, mit der fatalen Folge,
dass der Karabiner nur noch mit dem
Gummi am Karabiner fest ist. Das be-
merkt man offensichtlich nicht immer.
Ich bin deswegen so beunruhigt, weil
meinem Kletterkollegen beim Eisklet-
tern genau das passiert ist. Ein kompli-
zierter Handgelenksbruch, ein Schlüs-
selbeinbruch und Prellungen einer
ganzen Körperseite waren die Fol-
gen. Er wusste um die Gefahr. Noch
im Einstieg der Route haben wir
darüber geredet! Man stelle sich
vor, ein Kletterer kennt die Pro-
blematik nicht, ist im Stress und
kämpft mit dichtem Astwerk.
Dann ist die Gefahr noch höher.
Würde mich interessieren,
wie Du darüber denkst
Nils Kabelmann
Hallo Nils,
vielen Dank für Deine Mail. Das Problem mit der
Gummifixierung ist mir bewusst. Zu Anfang mei-
ner Laufbahn hatte ich mal eine kurze Zeit Rund-
schlingen mit Kabelbinder im Karabiner fixiert.
Das war sehr gefährlich, da das Seil sehr ge-
spreizt ist und ein Aushängen sehr gut möglich.
Das von mir verwendete Gummi ist der „String“
von Petzl. Es führt das Seil auch noch ein paar
cm oberhalb des Karabiners immer noch schön
parallel, so dass ein Aushaken unwahrscheinlicher
wird. Zudem geschieht der Einbau am Boden
unter kontrollierten Bedingungen. Aber Du hast
natürlich Recht: die Gefahr besteht weiterhin!!
Das Einhängen mit Mastwurf / Ankerstich ist da
bestimmt die sicherere Variante. Bei Schlingen,
die nicht nur kurz eingesetzt werden, sondern
immer unverändert bleiben (wie die Sicherungs-
schlinge), lockert sich der Mastwurf schon mal
(der Karabiner wird nicht mehr so schön fixiert)
und muss dann immer mal nachgezogen wer-
den. Außerdem ist es nicht mehr so schön
schlank.
Was kann man tun? Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Die beiden Stränge der Sicherungsschlinge
werden zwischen Gummi und Überhandverkür-
zung miteinander von Hand – die muss ja keine
Last aufnehmen - vernäht oder in dichten Ab-
ständen mit kurzen, einfachen Laschings (Kapitel
8.4 im Buch „Baumknoten“) zusammen gehalten.
2. Man zieht ein Stück Schlauchband über das
Stück zwischen Gummi und Überhandverkürzung.
Ich danke Dir für den wichtigen Hinweis.
Dirk Lingens
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