Kletterblatt 2009 - page 8

kletterblatt
09
8
Thema
Der Doppelte Gording:
Er ist entstanden
(Abb. 3)
bei
der Suche nach einer Alterna-
tive zum Doppelten Spieren-
stich. Letzterer stellt fast
jeden nach wenigen Tagen
im Einsatz vor unlösbare Auf-
gaben. Wenn eine Rund-
schlinge wieder geöffnet wer-
den soll, bedarf es eines an-
deren Verbindungsknotens:
eben des Doppelten Gor-
dings. (Der Name entstand
in Analogie zum Gordingkno-
ten.) Dieser Knoten ist nicht
nur gut zu öffnen und trotz-
dem sicher. Er bietet im
Gegensatz zum Doppelten
Spierenstich auch die
Möglichkeit ein Seil in
der Mitte eines anderen
anzustecken (beim Ver-
längern von Zugseilen
ist das sehr hilfreich).
Während der Doppelte
Spierenstich eine Nachlässig-
keit beim Ordnen des Kno-
tens weitestgehend verzeiht,
ist der Doppelte Gording hier
anspruchsvoller. Er muss gut
geordnet sein, bevor er dicht-
geholt wird.
Der Distel
(Abb. 4)
:
Er ist
ebenfalls eine Abwandlung
des Mastwurfes, auch wenn
er nicht unbedingt von ihm
ausgehend gebunden wird.
Für Anfänger leitet er sich
aber einfacher her, wenn mit
dem Mastwurf beginnend
oben ein paar Wicklungen
(i. d. R. drei) hinzugefügt
werden. Wer seine Kletter-
laufbahn mit dem Prusik be-
gonnen hat und nun weiter
will, für den ist der Distel eine
gute Wahl: er ist sowohl im
langen wie im kurzen Kletter-
system sinnvoll einzusetzen,
deutlich leichter nach oben
zu schieben und beim Absei-
len um einiges leichtgän-
giger. Letzteres kann jedoch
als Vorteil oder Nachteil ge­
sehen werden.
Der Handschellenknoten:
Da wir ja alle nicht nur
Bäume pflegen und fällen,
sondern nach Feierabend
auch noch andere Dinge tun,
sei hier noch ein weiteres De-
rivat des Mastwurfes vorge-
stellt
(Abb. 5)
. Zum „Pferde
an den Vorderbeinen fesseln“
oder um zwei Bierflaschen im
See zu kühlen oder einfach
nur um Spaß zu haben sei
dieser Knoten empfohlen.
Wenn der Mastwurf auf den
Lehrgängen auch für Ver-
zweiflung sorgt (s. o.), kommt
spätestens jetzt wieder Freu-
de und Elan ins Spiel und ein
jeder will diesen Knoten so-
fort können.
Der Mastwurf gehört zu den
„Pflichtknoten“, wie übrigens
auch mindestens 30 weitere
Knoten. Die hier vorgestellten
Derivate sind Kür. Aber gera-
de die Kür ist es, mit der man
punkten kann. Hat man den
Mastwurf erst einmal verstan-
den (Stichwort „Hals“), kön-
nen Knoten richtig Spaß ma-
chen (Stichwort „Handschel-
lenknoten“). Und wie für alle
Knoten gilt auch für den Mast-
wurf mit seinen Derivaten:
Übung macht den Meister.
Steckbrief Mastwurf
• anderer Name:
Weblein- oder Webeleinenstek
• gehört zur Gruppe der
Steke (Knoten, die sich ganz
oder zu etwas anderem auflö-
sen, wenn das Objekt, um das
herum sie gebunden wurden,
herausgezogen wird)
• man kann ihn legen
(Abb. 6)
oder
stecken
(Abb. 7)
• er muss gesichert werden
• mit dem Mastwurf verwandt und
hier vorgestellt: Gordingknoten,
Doppelter Gording, Distel und
der Handschellenknoten
Distelknoten
(Abb. 4)
Alle Zeichnungen aus „Baumknoten“,
schlauverlag
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...128
Powered by FlippingBook