Kletterblatt 2015 - page 106

kletterblatt 2015
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April 2014, herrliches Wetter, große
Eschen: eine Situation, die für die
meisten Kletterer mit Spaß verbun-
den ist. Nach einem längeren Ein-
fachseilaufstieg komme ich an
meinemAnkerpunkt an. Dieser ist so
hoch gewählt wie möglich. Am An-
kerpunkt angekommen fällt mir wie-
der etwas auf, was ich zwar schon
häufig gesehenhabe, aberworüber ich
mir nur selten größere Gedanken ge-
macht habe. Im letzten Frühjahr ist
es mir jedoch so häufig aufgefallen,
dass ich nun unbedingt nachhaken
musste: Rindenschäden am Anker-
punkt. Bei dieser Eschewar die Borke
nicht nur abgeschabt, sondern regel-
recht aufgeplatzt. Dies ist eigentlich
nicht das, was ichmir für die zu pfle-
gendenBäumewünsche. Soll doch die
Seilklettertechnik eigentlich eine
gute Möglichkeit sein, Bäume scho-
nend, ohne Wurzelverdichtung und
große Maschinerie zu pflegen. Der
Baumschaden, den ich konkret sehe,
hat allerdings nichts mit scho-
nender Baumpflege zu tun. Wie Ab-
hilfe schaffen? Ich erinnertemich an
einen befreundeten, norwegischen
Baumpfleger, der einVorstiegssystem
mit Kambiumschoner benutzte und
mit diesem auch normal durch den
Baumkletterte. Als reiner Kambium-
schoner ein Rückschritt bei all den
Rollenschonern die es gibt. Ein kur-
zer Telefonanruf und ich hatte den
Fachhändler, bei dem ich das Gerät
bestellen konnte. Eigentlich recht
einfach und kostengünstig, ein Me-
tallschlauch, mit einer schützenden
Gummierung ummantelt, die Enden
mit abgerundeten Muffen versehen.
Hierin kann das Aufstiegsseil laufen,
mit wenig Reibung und nicht auf der
Borke. Der „E-Tuber“ lässt sich pro-
blemlos ein- und ausbauen, egal, ob
amEinfach- oder Doppelseil. Er liegt
fast immer perfekt, bleibt nie hängen
und es gibt ihn in verschiedenen Län-
gen und Durchmessern. Damit ist er
einfach an das jeweilige Seil und die
entsprechende Situation anzupassen.
Er funktioniert am Aufstiegseil oder
auch am umlaufenden System und
minimiert dieKambiumschäden dra-
stisch.
Das Mittel meiner Wahl, um Bäu-
menmit nochmehr Respekt zu be-
gegnen und sie so schonendwie ir-
gendwie möglich zu pflegen.
Tipp
Baumschutz
Kambiumschoner
für das Aufstiegsseil
Sparen kommt vor demGewinn. Immer wieder zeigen Baumkletterer,
dass sie zu den kreativsten Berufsgruppen zählen. Aber nicht nur was
ihr eigenes Material betrifft. Peter Dormann, ein Baumpfleger aus
München, hat aus Teilen eines ausrangierten Rasenmähers und einer
Mörtelwanne einen Materialwagen konstruiert. „Spart Geld, rollt
prima auf Kies und Asphalt und rutscht leicht im Schnee.“
Baumpfleger
Ausbilder bei der
Münchner Baumkletterschule
Jürgen Unger
Kletterlast statt
Rasenschnitt
Finanzschutz
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