Kletterblatt 2017 - page 100

Ralph Mohr, Baumpfleger und
Ausbilder bei der Münchner
Baumkletterschule, ärgerte
sich öfters, weil sein verstell-
barer Rollenkambiumschoner
beim Ausbau vor der Schlinge
hängen blieb und nicht heraus-
rutschen wollte. „Wenn die
Kambiumschoner-Rolle beim
Einbau nicht komplett durch
die Schlinge gezogen wird,
kann sie beim Ausbau nicht
davor hängen bleiben“, dachte
er sich. Aber wie hält man die
Rolle in der Schlinge? Ralph ist
Schwabe. Vermutlich erinnerte
er sich an die Geschichte mit
dem Ulmer Spatz. Der Sage
nach wollten die Ulmer beim
Bau ihres Münsters schon das
Stadttor abreißen, da sie einen
großen Balken nicht durch das
enge Tor bringen konnten. Ein
Spatz mit einem langen Zweig
im Schnabel flog, den Zweig
längs haltend, durch das Tor
und zeigte ihnen so, wie man
einen langen Balken durch ein
enges Tor transportieren kann.
Ergo, umgekehrt gilt dann
auch: Wenn die Rolle nicht
durch die enge Schlinge soll,
muss der Karabiner eben quer
gelegt werden. Und siehe da,
es funktionierte. Der „Plumps“
war geboren. Sobald das Klet-
terseil aus der Rolle gezogen
wird, macht es Plopp und die
Rolle plumpst zuverlässig aus
der Schlinge. Plumps!
Die Zutaten: Ein gespleißtes
Kletterseil mit einem etwas
größerem Auge (Sondergröße),
eine Klemmknotenschlinge,
ein enger 3-Wege-PSA-Karabi-
ner (z.B. Omni Triact), ein Ab-
zieher mit Abziehkarabiner und
eine Rolle (Pinto). Wichtig, das
gespleißte Auge hat keine
Spreizhilfe integriert. So bleibt
es beim Abziehen nicht in
engen Astgabeln stecken. Die
Klemmknotenschlinge am be-
sten mit Fixiergummis am Ver-
rutschen hindern.
Nicht verschwiegen sei, es funk-
tioniert so rasant und schnur-
gerade, dass man kaum durch
Zug am Seil verhindern kann,
wenn das System beim Direkt-
flug in die nächste Astgabel
fällt und sich dort festsetzt.
Man kann Vieles haben, aber
eben nicht Alles! Zumindest
solange, bis der Nächste wieder
eine Idee hat. Tom Eckert hat
zwar für das Feststecken in Ast-
gabeln keine Lösung (s.o.), aber
eine Verbesserung, um das
Scheuern der Karabinerhülse
am Stamm zu umgehen. Er er-
setzt den Karabiner durch den
„Ring Open“ von Petzl. Problem
gelöst. Leider ist der Ring aber
nicht ganz so durchrutschsicher
wie der Karabiner. Damned, wie
war das mit den Vorteilen?
Plumps – Der Kambiumschoner
TomEckert
kletterblatt 2017
100
Tipp
Peter Maroschek hat nicht nur über
den Tellerrand geschaut, sondern
kräftig hingelangt und sich etwas für
seine Idee geholt: In der Gymnastik
einst als Deuserband bekannt, ist das
Produkt über die Physiotherapie zum
Sport als Powerband gelangt und er-
lebt jetzt eine neue Renaissance als
„Bungee-Sling“ beim Baumklettern,
wenn seine Idee Schule macht.
Peter Maroschek ist
Baumpfleger und Aus-
bilder der Münchner
Baumkletterschule. Und
er tüftelt gerne. ImKlet-
terblatt 2010 hat er mit
demGecko Slip eine ori-
ginelle Idee zur Seilum-
lenkung präsentiert.
Jetzt hat ermit dem ‚Powerband‘ eine
Bungee-Sling-Variante für dieBaum-
kletterer entwickelt: Seine Bungee-
Schlinge (Bungee-Sling) ist die Lö-
sung für einige Probleme und die Op-
timierung von Anwendungen beim
Baumklettern. So lässt sich beimSei-
leinziehen mit der Bungee-Sling der
Wurfbeutel über enge Astgabeln ka-
tapultieren und das Feststecken des
Wurfbeutels verhindern. Als Abzie-
her beim Rollenkambiumschoner
hilft die Bungee-Sling, die Rolle beim
Ausbau aus der Schlinge zu ziehen.
Mit dem Gummi schafft man es, den
dafür notwendigen Impuls auch in
große Höhe an denKambiumschoner
und damit an die Rolle zu bringen.
Und last but not least, hilft die Bun-
gee-Sling beim Seil-Aufstieg, wenn
es darum geht, die Kniesteigklemme
automatisch nach oben zu ziehen.
Wie? Das und mehr ist nachzulesen
auf Kletterblatt.de. Dort findet ihr
ausführliche Infos und die Beschrei-
bung, wie sich Peter Maroschek die
Bungee-Sling zusammenbastelt.
Über den Tellerrand geschaut –
die Bungee-Schlinge
PeterMaroschek
baumkletterschule.de/
kletterblatt/archiv/2010/
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