Kletterblatt 2010 - page 49

kletterblatt 2010
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schafft mit seiner Dramaturgie
eine Stimmung, dass ichmeine Sä-
geverletzung richtig spüre. Und ob-
wohl die Notfallsituation gestellt
ist, läuft uns allen der Schweiß in
Rinnsalen unter demHelmhervor.
Aber die Rettung gelingt.
Hier haben wir wirklich gespürt,
wie wichtig es ist, Handgriffe zu
beherrschen, um ein Unfallopfer
aus dem Baum schnellstmöglich
und sicher retten zu können. Im
Ernstfall zählen die Minuten und
Fehler dürfen keine passieren.
Baumkletterer
Nach vier Kurstagen ist Prü-
fungstag. Nun müssen wir zeigen,
was wir in den vorangegangenen
Tagen gelernt und geübt haben.
8 Uhr morgens, Herbst ist es ge-
worden, wieder regnet es. Die Ar-
beitsbedingungen am Baum ver-
schlechtern sich, die Bäume wer-
den nass und rutschig. Anspan-
nung in den Gesichtern, das letzte
Mal werden Notizen durchgele-
sen, Knoten geübt … Ich fühlemich
fast ein wenig in meine Schulzeit
zurückversetzt. Doch wie drückte
es Gabi aus: „In der Schule gehörte
das Mogeln bei Prüfungen dazu.
Heute will ich beweisen, dass ich
es kann.“
Der erste Prüfungsteil dauert
etwa eine halbe Stunde und um-
fasst die Beantwortung eines Fra-
gebogens. Der zweite Teil der Prü-
fung ist ausschließlich praktischer
Art, wobei die Kursleiter immer
wieder in Gesprächen den Wis-
sensstand der Prüflinge testen.
Zum Prüfungsparcours gehören
der Aufstieg in den Baum bis zu
einem Ankerpunkt, der weiterer
Aufstieg mit Kurzsicherung und
Klettersystem bis zumEinbau des
Kambiumschoners und das Ar-
beiten im Außenastbereich. Da-
nach muss ein „Unfallopfer“ aus
dem Krone gerettet werden. Und
natürlichmüssenunterschiedliche
Knotentechniken gezeigt werden.
Und dann ist es soweit: stolze
Baumkletterer mit Zertifizierung
verlassen den Kurs und beginnen
nun eineArbeit als überzeugte und
begeisterte Baumpfleger, Baum-
kletterer. Dennwer einmal mit der
Baumkletterei angefangen hat,
wirdwohl begeistert dabei bleiben.
Wermeint, nun kannnichtsmehr
passieren, irrt. Die frisch geprüf-
ten Baumkletterer gucken sich
schonmal nachÜbungsbäumen in
ihrer Nähe um … oder sie melden
sich bald beim nächsten Kletter-
kurs an. Denn das ist klar: 5 Tage
reichen bei weitem nicht aus, um
die Baumpf lege mit seilunter-
stützter Klettertechnik zu beherr-
schen.
Wir alle waren vor demKurs be-
geistert und hoch motiviert. Jetzt
sind wir es erst recht.
Dipl.Ing.derLandespflege,
FachlehrerinanderLandwirtschaftlichen
Schule inStuttgart-Hohenheim
imBereichGarten-undLandschaftsbau,
BuchautorinundHerausgeberineines
Garten-undLandschaftsbau-Fachbuches
Renate Koppen
1...,39,40,41,42,43,44,45,46,47,48 50,51,52,53,54,55,56,57,58,59,...129
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