Kletterblatt 2006 - page 78

Thema
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und nach Möglichkeit
immer eine Konstruk-
tionsaufgabe mit Holz,
wie Zaunbau, Spiel-
gerätebau u. a. Die
eigentliche Arbeit am
Seil findet in 3 nahe
beieinander arbeiten-
den Zweierteams
statt. Neben dem
Entfernen von Totholz
über unseren Erleb-
nispädago-gik-Stati-
onen im Wald geht es
hauptsächlich um das
Nachschneiden von
Sturmschäden, leichte
Korrekturschnitte und um den Einbau von
permanenten Klettereinrichtungen sowie den
dazu notwendigen Kronensicherungen. Wir
sind immer wieder erstaunt, wie viele Klassen
sich auf dieses Wagnis einlassen und wie tat-
kräftig die Schüler bei der Sache sind. Es gibt
regelmäßig lange Gesichter, wenn alle Schüler
einer Klasse zwar klettern dürfen, aber aus
Zeitgründen nicht alle im Baum arbeiten kön-
nen. Der Eifer hält auch im Waldklassenzim-
mer an und lässt sogar Begriffe wie Astring,
Kambium oder Entlastungsschnitt interessant
erscheinen.
Parallel zur Baumpflegearbeit mit Schülern
bauten wir einen Natur Rope Course auf.
1997 wurden in diesen Seilklettergärten
Bäume noch angebohrt, mit Eisenkrampen
traktiert und mit Stahlseilen verspannt, was
das Zeug hielt.
Wir suchten nach
verletzungsfreien
Alternativen und
fanden schließlich
einen gangbaren
Weg mit
PES-Halbstatiksei-
len und moder-
nem Kronensiche-
rungsmaterial. Diese permanenten Seilauf-
bauten lassen dem Baum seine Niedriglast-
schwingung und beeinträchtigten somit die
Baumstatik auch langfristig nicht. Schon bei
der Planung des Natur Rope Course gingen
wir davon aus, den Aufbau soweit als möglich
mit Schülern zu realisieren. Viele Klassen hal-
fen uns dann auch begeistert bei der Verwirk-
lichung. Ein ganz anderes, aber faszinierendes
Baumerlebnis.
Von den Seilklettereien zur Übernachtung im
Baum war es dann nur noch ein kurzer Weg.
Allerdings ist so etwas nicht mehr mit einer
ganzen Schulkasse zu machen. Oder kennen
Sie jemanden, der 30 Hängebetten, Gurte und
Klettersets hat und den
einen
passenden Baum
dafür? Es ist immer wieder schön zu erleben,
wie schnell und vollständig Menschen in das
Thema Baum und Seilklettern eintauchen kön-
nen und wie erlebnisreich 24 Stunden in
einem beeindruckenden Baum sind. Natürlich
tauchte bei soviel Baumerlebnis unweigerlich
die Frage nach einem „Baumhaus“ auf. Im
Pflichtenheft stand: Verletzungsfrei für den
Baum, schnell mit Schülern aufzubauen, flexi-
bel, mobil und bezahlbar. Die Ideenschmiede
lief auf Hochtouren. Durch das Baumkletter-
netzwerk „upTree“ gab es Verbindungen zu
Aktionskletterern; auch bei Baumbesetzungen
braucht man schnell und billig Übernach-
tungsplattformen. Das Ergebnis: eine 2,5m x
2,5m große Plattform, die aus Balken und
Brettern am Boden gebunden wird und die
die Schüler mit Flaschenzügen auf die endgül-
tige Höhe ziehen. Die Plattform ist ein herr-
licher Treffpunkt im Baum. Unbeschreiblich,
wenn 10 Kids in der Baumkrone aufmerksam
der Geschichte der Baumfrau Julia Butterfly
Hill lauschen! Unser schönster und höchster
Einsatz war bis jetzt am „Erfahrungsfeld zur
Entfaltung der Sinne“ in Nürnberg. Als die
Plattform hing, stellten wir fest, dass unsere
Strickleiter gerade bis zum Boden reichte. 13
Meter nach oben! „Ob sich die Jugendlichen
da wohl rauf trauen“, fragten wir uns. Die ca.
MitKids imBaum
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