Kletterblatt 2016 - page 80

© Chris Grodotzki / jib collective
L
aut einer Querschnittsstudie
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arbeitet nur ein Sechstel
der SKT-B Kletterer länger als 10 Jahre in diesem Be-
ruf. 45 % fühlen sich nach der Arbeit stark bis völlig er-
schöpft. Und 44 % geben an, selten bis immer unter Knie-
schmerzen zu leiden. Ist das nötig? Dass wir als kletternde
Baumpfleger einen körperlich anspruchsvollen und for-
derndenBeruf gewählt haben, steht außer Frage. Dochkön-
nen wir unseren Berufsalltag so gestalten, dass wir un-
serenKörper weniger abnutzen und dadurch länger unver-
sehrt diesen schönen Beruf ausüben können? Immerhin
sind laut obiger Studie 98%der SKT-BKletterer zufrieden
bis sehr zufriedenmit diesemBeruf.
Was sind die Gründe für eine Überbeanspruchung
des eigenen Körpers?
Zumeinen sind da die Arbeitsumstände. Beispielsweise
bekomme ich denArbeitszettel für denTag und denke:
Je schneller ich fertig bin, desto eher kann ich in den
Feierabend. Oder ich glaube, irgendwem (demChef,
denKollegen, demeigenenPortemonnaie) etwas be-
weisen zu müssen. Und die Kollegen von der GaLa-
Bau-Bude sagen vomBoden aus: „Das geht schon, mach
mal.“ Kurz: zeitlicher, wirtschaftlicher, sozialer Stress.
Zum anderen ist es die konkrete Arbeitsaufgabe, die uns
an unsere Grenzen bringt: Der tote Ast, der ab muss, ist
einfach sehr weit draußen, die Krone ist ausladend und
nicht sehr hoch; es ist kaumPlatz zumAbwerfen vorhan-
den und der Bodenmannmuss räumen und hat wenig Er-
fahrungmit Rigging; die Spitze der Pyramidenpappel, die
15 % reduziert werden soll, ist kaum zu erreichen und der
Stamm rutschig ... Ständig sindwir gefordert, ans Äußer-
ste zu gehen und uns mit unbequemen Situationen zu ar-
rangieren.
Und trotzdem gibt es Tage, an denen ich total ins Schwit-
zen gerate und abends nur noch heiß baden kann, und an-
dere, an denen ich nachmittags entspannt vom Baum
komme und abends noch Sport treibe. Und das liegt nicht
nur andemPensum, das ich andemTag abgearbeitet habe.
Was macht den kleinen, aber feinen Unterschied aus?
Ivonne Straub hat in IhremVortrag
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das Belastungs-Be-
anspruchungs-Modell vorgestellt: Arbeitsumstände und
Mit 50
noch
klettern?
Über Ergonomie
und Erholung
beimBaumklettern
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