Kletterblatt 2017 - page 42

aufsichtsamtes denweiterenVertrieb
der Geräte untersagt. Vielleicht hätte
das auch der erste Schritt sein sollen,
denn über den Absatz kommt man ei-
gentlich an jeden Produzenten. Wenn
man einen potenziellen oder sogar be-
stehendenMarkt blockiert, wird der-
jenige, der vomMarkt profitiert, ver-
suchen, die Absatzmöglichkeiten zu-
rückzugewinnen. Im Falle des Rope
Wrench scheint das auch die nor-
malste und einfachste Sache derWelt
zu sein. PSA muss genormt sein und
ISC hat als Hersteller von PSA genü-
gend Erfahrung damit. Sicher ist es
nicht ganz so simpel, sonst wäre es
schon geschehen. Die Schwierigkeit
liegt darin, die richtige Norm für die-
se doch sehr spezielle Anwendung zu
wählen und den Versuchsaufbau so
anzupassen, dass dieAnwendungsbe-
dingungen realistisch dargestellt und
die Tests bestanden werden. Ich bin
sicher, dass ISCdafür kurzfristig eine
Lösung finden wird.
Vorteile der SRT
WenndasGerät dannohneBeanstan-
dung die Normungshürden passiert
hat, rücken Sachverhalte in den Fo-
kus, die inzwischen etwas aus der
Wahrnehmung verschwundenwaren.
Die SRT war ja nicht deswegen so
schnell so beliebt, weil der Rope
Wrench außergewöhnlich schön ge-
formt ist. Unter den Kletterern ver-
breitete sich die Nachricht, dass man
mit ganz wenig Material auskommt
und entspannt Positionen im Baum
erreicht, die mit der konventionellen
SKT eine große Herausforderung ge-
wesen wären. Klingt alles ganz posi-
tiv undmanmuss sich fragen, warum
dieTechnik amumlaufendenDoppel-
seil nicht sofort verboten wird, denn
schwieriges Klettern ist meistens
auch gefährlicher als einfaches und
viel Material kostet viel Geld. Wenn
die SRTmit den dafür gebautenGerä-
ten in den legalen Kletteralltag ein-
zieht, wird es weiterhin Vor- und
Nachteile geben. Bei aller Euphorie
sollte man sich die neutrale Beurtei-
lung nicht komplett verbauen.
Aufstieg ohne Umbau
Ein ganz großes Plus sehe ich im Be-
reichAufstieg.Wennmanmit seinem
Aufstiegsset ohneUmbauauf- undab-
steigen kann, ist es möglich, auch
schon während des Aufstiegs zu ar-
beiten. Die Selbstrettung ist gewähr-
leistet. Auch der Nachstieg für einen
Retter an diesemStrang ist technisch
möglich, wenn das Seil noch im Lot
hängt. Außerdem wäre der Aufstieg
selbst versagenssicherer. DieVerwen-
dung der bei uns funktionseinge-
schränkten mitlaufenden Siche-
rungsgeräte wäre unnötig und wir
müssten keine Steigklemmen mehr
einsetzen, die ab 4 kN den Mantel
schädigen können.
Sicherheit durch Verteilung
der Last
Die größere Sicherheit durch die Ver-
teilung der Last übermehrere Anker-
oder Umlenkpunkte ist ohne Frage
auch einZugewinn. Analog zur bisher
üblichen Technikmit Doppelseil und
Kambiumschoner bestimmt aber in
der letztenKonsequenz derAnwender
die Sicherheit über eine sorgfältige
Wahl derAnkerpunktstärkenundBe-
lastungsrichtungen. Niemand wird
das Verbot von Verfahren anstreben,
die nachweislich sicherer sind, zual-
lerletzt die SVLFG. Die Verwendung
eines stehenden Seiles auchwährend
der Arbeit macht die schnelle Über-
windung vertikaler Distanzen mög-
lich. Voraussetzung ist das Beherr-
schen der entsprechenden Bewe-
gungsmuster und ausreichende Fit-
ness. Das vielbemühte Argument, die
SKT am umlaufenden Seil würde
durch die Flaschenzugwirkung ganz
viel Kraft sparen, gilt nicht für alle
Klettersituationen. Für lange Auf-
stiege am Seil ohne Baumkontakt
sehe ich die SRT klar imVorteil.
Nachteile der SRT
Wann kommen denn nun endlich die
Nachteile? Gibt es überhaupt welche?
Wer die SRTnur vomArbeiten kennt,
wirdvielleicht dieUmgewöhnungszeit
als anstrengend empfinden oder emp-
funden haben. Man darf nicht verges-
sen, die Kniesteigklemme ein- und
auszuhängen, die gewohnten Bewe-
gungenvomDoppelseil sind irgendwie
nicht mehr effektiv und so weiter. Bis
man genauso souverän klettert wie
zuvor mit der vertrauten SKT, verge-
henWochenoder sogarMonate.Wenn
man dieses Stadiumüberwundenhat,
wird man bei der SRT bleiben oder je
nach Arbeitsaufgabe zwischen SRT
undSKTwählen oderwieder zur SKT
zurückkehren. Neben allenobjektiven
Betrachtungen bleibt ein Teil auf je-
den Fall Geschmackssache. Soweit
zumArbeiten.
Demonstration von Arbeiten
mit Umlenkungen beim
Workshop von Freeworker.
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