Kletterblatt 2006 - page 29

Thema
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kletterblatt
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plötzlich bekommen Kletterer,
die 100 m Felswände ohne
Probleme durchsteigen, eine
Vertrauenskrise, wenn sie in
„nur“ 10 m Höhe freihängend
ihre Ausrüstung mit nervösen
Blicken betrachten. Was ist da
wohl anders? Ich persönlich
vertraue meinem Karabiner
und meinem Ankerpunkt eher
als einer Felsnase. Fakt ist:
ohne Materialvertrauen und
Einsatz der Ausrüstung ist die
SKT nicht möglich. Fakt ist
aber auch: bislang hat das
noch jeder gelernt! Auch das
muss ein Ergebnis des A-Kurs-
es sein. Vertrauen dann alle
„blind“ ihrem Material und
ihrer Ausrüstung, geht es um
die nächste Überzeugungsar-
beit: der sichere Einsatz der
Handsäge. Der notwendige
Respekt vor dem klassischen
Baumpfleger-Werkzeug „Hand-
säge“ ist schnell hergestellt,
wenn Kursteilnehmer – im
Kletterseil hängend – das Seil
bewusst durchtrennen. Das
prägt sich ein!
Wer „A“ sagt, sollte
auch „B“ wollen!
Natürlich ist ein A-Kurs nicht
nur körperlich eine anspruchs-
volle Angelegenheit. Aber we-
niger Kursinhalte würden die
Sicherheit beim Klettern redu-
zieren und geringere Arbeits-
effektivität bedeuten. Trotz
des großen Arbeitsumfanges
einer Kurswoche muss am
Ende noch Zeit sein für einen
Ausblick: die standardisierten
Inhalte eines A-Kurses sind
ausreichend, um Groß- und
Altbäume bearbeiten zu kön-
nen. Aber das ist nicht alles.
Aufbauend auf dem A-Kurs
gibt es noch vieles an innova-
tiven Materialien, Ausrüstun-
gen und Klettertechniken.
Der A-Kurs schafft Anreize
und zeigt Perspektiven, dass
es immer weiter geht, noch
komfortabler werden kann
und noch effektiver. Wichtig
ist die Motivation zum Weiter-
klettern. Zum einen, damit
der Kurs nicht „umsonst“ war.
Denn wird zum Beispiel nach
einem A-Kurs ein halbes Jahr
nicht weitergeklettert, kann
tatsächlich vieles verlernt sein!
Und zum anderen, damit die
für den B-Kurs notwendige
Klettererfahrung gesammelt
wird. Denn der erste Motor-
sägen-Einsatz am Seil wird in
der Baumpflege oft eher not-
wendig als gedacht. Aber
ohne B-Kurs kein Motor-
sägen-Einsatz und ohne Klet-
tererfahrung kein B-Kurs!
Die berufsgenossenschaftliche
Anerkennung des Motorsä-
geneinsatzes am Seil war ein
gravierender Einschnitt in der
seilunterstützten Baumpflege.
Seitdem heißt es am Ende
eines B-Kurses: „Ihr müsst nur
eine zügige Außenrettung
fahren und die Motorsäge
souverän am Seil einsetzen.
Und Knoten könnt ihr ja oh-
nehin …“ Die detaillierte Dar-
stellung der Prüfungsziele be-
reits am Montag wirkt auf ei-
nige Teilnehmer vielleicht
eher abschreckend, aber mit
einer soliden Klettergrundlage
als Einstieg in den B-Kurs
(siehe unten) ist dieses Ziel
bis Freitag nicht nur gut zu
erreichen, sondern wir kön-
nen auch noch eine Menge
Spaß während der Woche
haben.
Wer „B“ sagt, sollte
auch „A“ können!
Als Zulassungsvoraussetzung
für den B-Kurs sind 300 Seil-
stunden nachzuweisen. Hier
ist natürlich ein „Schummeln“
nicht immer auszuschließen.
Selbst wenn die ehemaligen A-
Kurs Teilnehmer definitiv die
geforderte Stundenzahl nach-
weisen können, müssen die
Klettererfahrungen und Klet-
terkompetenzen nicht immer
die gleichen sein. Denn unter-
schiedliche Kletter- und
kurse
Aufstieg,
Kettenbremse
und Blockrolle
Der B-Kurs in der SKT
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