Kletterblatt 2006 - page 34

Thema
Unter Profi-Kletterern gilt die
Footlock-Technik als schnellste
Aufstiegstechnik. Noch nie
sind bei einem Wettkampf
Teilnehmer durch Spitzenleis-
tung aufgefallen, die eine al-
ternative Geräte-Technik ge-
wählt hatten. Bei einem unse-
rer jährlich stattfindenden Aus-
bilder-Sommertreffen wollten
wir es wissen. Dirk Lingens,
bekannter Knotenbuch-Autor
und Routinier mit Einseil-Ge-
rätetechnik, im Wettstreit mit
einem unserer besten Footlo-
cker, Christian Faust (siehe Ti-
telbild). Beide waren glaub-
würdig nicht in Bestform.
Unglaublich war das Resultat!
Beide Kletterer schafften 12 m
in 17 Sekunden (wohlgemerkt
ohne besonderes Training)!
(Den deutschen Weltrekord
im Footlock hält Thoren Benk
mit 15 Sekunden auf 15 Me-
ter.) Aber nicht in erster Linie
die Leistung der Kletterer war
unglaublich, sondern die Tat-
sache, dass eine Geräte-Tech-
nik so schnell sein kann wie
die spartanische Footlock-Tech-
nik. Wenn man nun bedenkt,
dass Dirk (er möge mir verzei-
hen) nicht zu den schnellsten
Kletterern der Welt gehört,
war die gemessene Zeit eine
Sensation. Man kann sich gut
vorstellen, welche Zeiten mög-
lich sind, wenn Spitzenklette-
rer diese Technik entspre-
chend trainieren.
Die Technik, welche Dirk ver-
wendete, war eine Einfachseil-
technik (s. Abb.1): Steigklem-
me oben mit langer Trittschlin-
ge zum linken Fuß, am rech-
ten Fuß eine Fußsteigklemme.
Als Personensicherung wählte
Dirk den „Rocker“, ein mitlau-
fendes Sicherungsgerät.
Treppenlift am Einfachseil
Das war zumindest unser erster Eindruck, als Dirk
Lingens bei einem Ausbildertreffen der Münchner
Baumkletterschule die Aufstiegstechnik vorführte. Für
uns Grund, unseren schnellsten Footlocker im Wett-
kampf mit Dirks Spezialtechnik antreten zu lassen.
Es war ein grandioses Rennen. Wir waren begeistert.
Die schnellste Aufstiegstech
Durch die Kombination von
Hand- und Fußsteigklemme
ist ein treppenartiger Aufstieg
möglich. Wie beim Treppen-
steigen setzt man den Fuß
immer eine Stufe über den
anderen.
Dirk benutzt den „Rocker“,
weil er dann auf eine zweite
Sicherung verzichten kann.
Der „Rocker“ kann sich nicht
unbeabsichtigt öffnen und
bietet deshalb ausreichend
Sicherheit. Wir empfehlen bei
Einsatz des „Rockers“ trotz-
dem eine redundante Siche-
rung mittels Klemheist-Knoten
über der Steigklemme, da der
„Rocker“ bei Versagen der
Steigklemme nicht gleich
greift und möglicherweise erst
durch die Fußsteigklemme ge-
stoppt wird. Wie unglücklich
man dann im Seil hängt, kann
sich sicherlich jeder vorstellen.
Wir haben die Aufstiegsform
etwas abgewandelt (s. Abb.
2): Steigklemme mit einge-
hängter Trittschlinge für den
linken Fuß. Als Personensiche-
rung statt des „Rockers“ eine
Rundschlinge (8 mm) mittels
fünffach Klemheist über der
Steigklemme. Die Klemheist-
Schlinge wird separat als Si-
cherung in die zentrale Auf-
hängung des Klettergurtes ein-
gehängt. Am besten sichert
man die Schlinge im Gurt-
Karabiner mittels Mastwurf,
damit sie nicht an der Karabi-
Abb. 1
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