Kletterblatt 2007 - page 20

kletterblatt
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Thema
Beweglichkeitstraining
für Baumpfleger
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in der
Seilklettertechnik und der von Kollegen habe
ich ein Beweglichkeitstraining entwickelt, das
speziell auf die Bedürfnisse der kletternden
Baumpflegerinnen und Baumpfleger eingeht.
Es sind Übungen, die Belastungen der Seil-
klettertechnik gezielt ausgleichen. Der Schwer-
punkt liegt auf dem Nacken- und Schulterbe-
reich, den Händen, dem Lendenwirbelbereich
und der Wirbelkette im Ganzen sowie auf den
Knien. Dabei vernetze ich unter anderem
Übungen aus Yoga
1
, Pilates
2
, dem Continuum
3
und dem Positional Release
4
zu einer aufbauen-
den und stabilisierenden Körperarbeit, inspiriert
von neuen Erkenntnissen aus der Neurobiologie
und der Rückenschmerzforschung.
Mit ausgewogenen und abwechslungs-
reichen Übungsfolgen werden die Muskeln
gelockert und gekräftigt, vor allem die kleinen
im Inneren des Körpers liegenden Muskel-
fasern. Das Muskelgleichgewicht wird wieder-
hergestellt. Die Gelenke werden mobilisiert
und ihre Ernährung durch die Gelenksflüssig-
keit angeregt. Durch Spielen mit ungewohnten
Bewegungen in unterschiedlichen Bezügen
zur Schwerkraft entdecken wir neue Möglich-
keiten für Bewegungen. Bereits während des
Trainings lösen sich haltungsbedingte Verspan-
nungen und Schmerzzustände. Fehlhaltungen
beginnen sich auszugleichen. Bei regelmäßigem
Training verfeinert sich unser Körperbewusst-
sein und wir übernehmen mehr und mehr die
ergonomisch günstigen Bewegungsmuster in
unseren (Arbeits-) Alltag.
Ihr bekommt Übungen an die Hand, mit
denen Ihr Euch selbst helfen könnt, je nach
Euren Bedürfnissen und der Euch zur Verfü-
gung stehenden Zeit; sei es nach dem Aufste-
hen zum Wachwerden, zum Aufwärmen vor
der Arbeit, zum Entspannen danach oder bei
chronisch verspannten Muskeln.
■‹
Erklärungen
(1) Yogaübungen
ver-
bessern das Zusammenspiel
von Körper, Geist, Seele und
Atem. Kraft, Beweglichkeit,
Gleichgewichtssinn und
Muskelausdauer sowie Kör-
perbeherrschung werden
trainiert. Beispielsweise
kommt es durch die Aktivie-
rung der Muskeln, Sehnen
und Blutgefäße bei den
Asanas (Körperhaltungen)
zu einer verbesserten
Durchblutung. Die Rücken-
muskulatur wird gekräftigt,
was wiederum zu einer
aufrechten Körperhaltung
führt. Angestrebt wird eine
verbesserte Vitalität und
gleichzeitig eine Haltung
der inneren Gelassenheit.
(2) Pilates
ist ein gelenk-
schonendes und -stabilisie-
rendes Training der Tiefen-
Muskulatur, vor allem im
Bauchbereich, im Becken-
boden und rund um die
Wirbelsäule, die das so ge-
nannte „powerhouse“, die
stabile Körpermitte bildet.
Die Gesundheit von Mus-
keln, Nerven, Wirbelkör-
pern und Bandscheiben
wird verbessert. Pilates
spielt sowohl in der Vorbeu-
gung von Verletzungen und
Abnutzungserscheinungen
als auch in der Rehabilitati-
on eine wichtige Rolle. Die
Muskel-, Sehnen- und Band-
strukturen um die verletzte
Stelle herumwerden er-
halten und trainiert und die
verletzten Strukturen
wieder auf- und ausgebaut.
Wir lernen Bewegungsmus-
ter für die Gesunderhaltung
nach der Heilung. Pilates
ist eine Verbindung von
Übungen zur Steigerung der
Kon-zentration, der Koordi-
nation und der Kondition,
unterstützt durch eine be-
wusste und tiefe Atmung.
(3) Beim Continuum
,
einem Hauptelement in der
body bliss Körperarbeit,
besinnen wir uns darauf,
dass alles Leben im Ozean
begann und dass unser
Körper zu 70 % ausWasser
besteht. In fließenden
Bewegungen liegt ein
belebendes Elixier. Das
Bewegungsrepertoire
reicht weit über die bekann-
ten Bewegungsabläufe
hinaus. Wir experimentie-
ren mit verschiedenen
Bezügen zur Schwerkraft
durch dynamische Bewe-
gungen im Raum, mit von
innen kommenden Mikro-
bewegungen und winzigen
Impulsen im Gewebe.
Die zahlreichen Wahrneh-
mungsfühler und Sinnes-
rezeptoren in Muskeln und
Bindegeweben werden
stimuliert und der Körper-
sinn, die Selbstwahrneh-
mung unseres Körpers
trainiert.
(4) Bei chronisch
verspanntenMuskeln
helfen Übungen aus
Positional Release, einer
aus der Ostheopathie
abgeleiteten Methode.
Die Ruhespannung eines
Muskels wird vom zentralen
Nervensystem vorgegeben.
Ist ein Muskel chronisch
verspannt, liegt das häufig
am nach oben verstellten
„Sollwert“ seiner Ruhe-
spannung. Dabei gibt das
Gehirn demMuskel vor
festzuhalten, auch wenn
es weh tut. Bringen wir
den Muskel passiv in eine
entspannte schmerzfreie
Position, liefern die kleinen
Fühler imMuskel Informa-
tionen an das Nervensys-
tem, die geeignet sind, den
übersteigerten Sollwert
nach unten zu korrigieren.
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